Immer wieder haben Reni und ich Reisen auf eigene Rechnung ausprobiert, um diese später unseren Mitgliedern zu präsentieren. So zeigte sich ein Angebot der Reise Quelle nach Ägypten sehr interessant. Flug über München nach Kairo, nach zweitägigem Aufenthalt mit entsprechenden Besichtigungen, Fahrt mit dem Zug „der Sonne entgegen“ nach Luxor, nach dortigen Besichtigungen weiter mit dem Schiff nach Assuan, mit der Bahn zurück nach Luxor, dann Heimflug von Luxor über München nach Berlin.
Mit den Vertretern von Reise Quelle, Helga und Udo Körnig, machten wir uns also auf den Weg. In Kairo hatten wir ein wunderbares Hotel nahe den Pyramiden. Es gab einen Rundgang durch eine Moschee, unsere Führerin lobte den Islam über alle Maßen. Ich meinte: „Sie als Frau haben doch im Islam keinerlei Rechte, Sie sind doch ein Mensch 2. Klasse in dieser Religion.“ Sie fragte: „Woher wissen Sie denn das?“ – „Natürlich von Karl May!“
Am 2. Tag abends ging es zum Bahnhof, das Essen war programmgemäß im Zug bestellt. Aber in den Abteilen war so wenig Platz, dass neben unseren Koffern fast keiner mehr in die Abteile passte. Der Zug fuhr los, aber an Essen war nicht zu denken. Die Schienen waren so ausgeschlagen, dass der Zug hin und her wankte. Aber den Zugführer schien das nicht zu stören. Mit überirdischer Geschwindigkeit raste er dem Ziel entgegen, Allah weiß ja, wann der Zug entgleist. Und dem Schicksal kann man ja nach dem Islam nicht entgehen. Gegen Morgen war an waschen oder gar duschen im Zug nicht zu denken, wir freuten uns also auf unser avisiertes Schiff in Luxor, dort wollten wir alle erst einmal duschen.
Der Zug kam an, aber der Reiseleiter, der uns abholen sollte, war am Bahnhof nirgendwo zu entdecken. Zwei Stunden später kam er dann: „Ich musste erst die Gäste abholen, die per Flugzeug kamen. Und: Das Schiff ist nicht in Luxor, es liegt 40 Kilometer flussaufwärts. Der Nil hat derzeit Niedrigwasser.“ Er schlug vor, zunächst die Besichtigungen in Luxor zu machen. Diese waren fantastisch! Aber wir waren nur mit halber Freude dabei, fühlten wir uns doch ohne Morgentoilette nicht sonderlich wohl.
Dann ging es zum Schiff, es wurde zum Abendessen aufgerufen. Wir gingen aber zuerst zum Duschen in die Kabinen, das anschießende Essen hätten wir lieber nicht einnehmen sollen. Wir waren gewarnt. Vor dem Essen gab es bei uns einen Whisky, Salat und Obst waren tabu, wir aßen nur Gekochtes oder Gegrilltes. Trotzdem wurden alle Reisenden, die an dem Essen teilgenommen hatten, krank. Furchtbar! Unser Udo: „Lasst mich hier sterben!“ Und das Schiff fuhr nicht los. Wir machten einen Bummel durch den Ort, abends stand aber ein Polizist vor dem Schiff, das wir nicht mehr verlassen durften. Der Polizist meinte nur: „Ali Baba!“
Mit einem Tag Verspätung legte das Schiff endlich ab, wir haben aber diese Flussfahrt nicht genießen können, apathisch saßen wir an Deck, kaum fähig, die Umwelt wahrzunehmen. Nach dem nächsten Stopp fehlte eine Französin, weitere 4 Stunden Verspätung. Wir machten den ägyptischen Reiseleiter darauf aufmerksam, dass dies eine Vorabreise für uns sei und wir alle Sehenswürdigkeiten in Assuan sehen wollten.
Wir kamen bei Nacht dort an und machten einen Rundgang durch den Botanischen Garten. Der Reiseleiter erklärte uns die Pflanzen anhand des Geruches, sehen konnten wir diese nicht. Am nächsten Tag stellte ich fest: Assuan ist traumhaft, für mich eine der schönsten Städte der Welt. Der Reiseleiter machte unsere Freude zunichte: „Morgen findet der Rückflug nicht von Luxor, sondern von Hurghada statt. Sehr früh machten wir uns mit einem 8-sitzigen Taxi auf den Weg. In Luxor hat sich unser Fahrer dann verfahren. Es gab nur zwei Straßen, er nahm die falsche. Statt nach Nordosten zu fahren, schlug er die Straße nach Südosten ein. Und Udo stellte fest, nachdem er die Karte studierte: „Das Flugzeug bekommen wir nie!“
Unser Reiseleiter sprach mit dem Fahrer, dieser gab plötzlich Gas, bei über hundert Stundenkilometern klingelte es unaufhörlich. An den zahlreichen Kontrollstellen auf der Straße reichte er nur noch Bakschisch raus, um schnell weiter zu kommen. Wir waren ja alle krank, aber wir kniffen „Alles“ zusammen, um nicht Pause machen zu müssen. Beim Einbiegen zum Flughafen, 10 Minuten vor dem geplanten Abflug, erhob sich eine Maschine in den Himmel, und ein entgegenkommender Mitarbeiter bestätigte: „Ja, das war die Maschine nach München!“
Am Flughafen wollten wir dann Tickets für einen Flug nach Kairo kaufen: „Nein,Tickets werden nur im Büro in Hurghada – Stadt verkauft.“ Wir also mit unserem Taxi nach Hurghada zu dem Büro. Es war 15 Uhr und sehr, sehr heiß. Meine Papiere und mein Geld befanden sich in meiner Lederjacke, diese legte ich kurz in unser Taxi. Nun war dieses plötzlich weg. Aber, Glück im Unglück, es kam wieder und alles war noch da. „Ja, Sie können Tickets kaufen, allerdings nur gegen ägyptische Pfund!“ Diese hatten wir nicht mehr, denn wir wähnten uns doch schon in München! Da half nicht betteln noch fluchen. Alle Banken waren geschlossen. Erst, nachdem der Reiseleiter dann seine Uhr und seinen goldenen Ring als Pfand hinterlegt hatte, nahmen die dortigen Mitarbeiter den Gegenwert in DM. Wir nun glücklich zum Flughafen. Nach dem Helga Körnig dort um eine Quittung für die bezahlten Tickets bat, wurde unser Gepäck wieder vom Band genommen. Ich zu Reni: „Das Gepäck ist mir egal, los, rein in die Maschine.“ Aber es fehlte ein Stempel, und wir mussten wieder aussteigen. Erst nach Zahlung von sehr viel Bakschisch durften wir mitfliegen. Der uns avisierte Reisebüromitarbeiter in Kairo hatte natürlich nicht das versprochene Geld, um uns die Auslagen für den Flug zu erstatten. Dagegen meinte er: „Jetzt fahren wir 50 Kilometer nach Süden, dort beziehen Sie unser Hotel, und heute in einer Woche fliegen Sie nach München.“ Wir verneinten, denn wir hatten längst einen Flug mit Lufthansa am nächsten Tag reserviert. Und wir bezogen ein Hotel am Flughafen, am nächsten Tag gab es dann den erlösenden Flug über München nach Berlin.
Diese Reise haben wir natürlich unseren Mitgliedern nicht zugemutet. Aber. Mein Brief am nächsten Tag an die Fluggesellschaft: „Sie haben den Flug um 300 km verlegt, und sind doch ohne uns zehn Minuten vor der angegebenen Zeit gestartet. Ich gratuliere zur pünktlichsten Fluggesellschaft der Welt! Sie können aber Ihren Imageschaden wettmachen, in dem Sie einen Preis für unseren Theaterball stiften.“
Dieser kam umgehend: Eine einwöchige Nilkreuzfahrt!